Zitrone: als bloßer Vitamin-C-Spender unterschätzt

Wer etwas mag, der hört gerne, dass es gesund ist, vielleicht kennen Sie das von Schokolade. Schokolade ist selbstredend nie gesund, beim Gesundheitsversprechen handelt es sich um eine gewünschte, pseudowissenschaftlich fundierte Legende. Wer die angeblich so tollen Mikronährstoffe aus Kakao aufnehmen möchte, sollte lieber Obst essen. Dummerweise bin ich persönlich kein großer Fan von Obst. Ausgerechnet (halb-)exotische Früchte wie Zitronen und Orangen haben es mir angetan (bei Bananen, Kirschen, Pfirsichen und Pflaumen nehme ich dagegen Reißaus). Daher liefere ich heute ein kleines Plädoyer für die Zitrone.

Dass die Zitrone viel Vitamin C enthält und daher das Immunsystem unterstützen soll, ist ein alter Hut. Weniger bekannt ist, dass Vitamin C auch die Eisenaufnahme verbessert, was die Sauerstoffversorgung der Zellen und damit die Leistungsfähigkeit des Organismus beeinflusst. Außerdem unterstützt Zitronensaft, genauer gesagt, die Säure aus der Zitrone, den Magen bei der Verdauung von Eiweiß und regt die Verdauung insgesamt an. Der Zitronensaft wirkt dabei aufgrund seines Mineralreichtums (Kalium, Kalzium, Magnesium) nicht (über)säuernd auf den Organismus, im Gegenteil neutralisiert er Säuren. Daher finden sich Bilder von Zitronen manchmal auf Ratgebern zur basisch betonten Ernährung.

Ein Glas Zitronensaft am frühen Morgen oder auch eine größere Menge stärker verdünntes Zitronenwasser, über den Tag verteilt getrunken, können Verdauungsbeschwerden und Verstopfung entgegenwirken. Nebenbei schmeckt dieses Wasser frischer und macht uns das Trinken im wahrsten Sinn des Wortes schmackhaft. Vermutlich bestimmt die Dosis auch hier, ob es Medizin oder „Gift“ sei (Paracelsus), also probieren Sie es aus, was Ihnen bekommt, bei der Mehrheit wird es vermutlich eine halbe bis ganze Zitrone täglich sein. (Vielleicht bekommt es Ihnen auch gar nicht, das hängt u.a. davon ab, was sie sonst noch zu sich nehmen. Es gibt kaum ein gesundes Lebensmittel, was für alle gesund wäre. Und falls es Ihnen nicht bekommt, nützt alle schöne Theorie nichts.)

Preisgünstig ist biologischer Zitronensaft in der Glasflasche, er hält sich im Kühlschrank i.d.R. drei Wochen (nicht zu verwechseln mit der biologischen Zitronensäure in den kleinen gelben Ballons, die zwar auch lebensmittelkonform ist, aber nicht die erwähnten Gesundheitseffekte hat). Die frische Bio-Frucht hat den Vorteil, dass man auch die Schale nutzen kann, die noch mehr Vitamin C als die Frucht, außerdem Pektine (für die Verdauung) und zusätzliche sekundäre Pflanzenstoffe (für Herz und Kreislauf) enthält, ideal für Smoothies,  Tee oder abgerieben und im Gefrierschrank aufbewahrt, als Aroma für viele Rezepte in der Küche.

Foto: © Rajesh Baluria auf Pixabay

Wie nützlich sind Nahrungsergänzungsmittel? (Teil 1)

Von Christoph Wagner (HP), Vors. des NHV Taunus

Es ist ein alter Traum der Menschheit, durch konzentrierte Nährstoffe einen Gesundheitseffekt zu erzielen. Man kann die Geschichte der Nahrungsergänzung daher vor unserer Zeitrechnung anfangen lassen. Doch der Durchbruch kam erst im 20. Jahrhundert mit der Entdeckung der Vitamine und später anderer Mikronährstoffe – und nicht zuletzt mit dem modernen Marketing. Die Einstellung zu Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) in Kreisen der Naturheilkunde hat sich im Laufe der vergangenen 50 Jahre ziemlich gewandelt.

In den 1980er Jahren war die Meinung in den Naturheilvereinen überwiegend ablehnend (ein paar Fans isolierter Vitaminpräparate fanden sich schon, aber als Außenseiter). Symptomatisch dafür stehen die Sprüche des Vollwertpioniers Max Otto Bruker: „Kauf nichts, wofür Werbung gemacht wird!“ Oder auch: „Es gibt keine Abkürzung auf dem Weg zur Gesundheit.“ Bruker ist sich treu geblieben, seine Mitstreiter haben erkennen müssen, dass sich die Zeiten ändern und man mit derart radikalen Aussagen über kurz oder lang „die eigene Kirche leerpredigt“ bzw. die Fangemeinde drastisch reduziert – denn viele Menschen wollen eben doch nicht alles der gesunden Ernährung überlassen.

Gab es in den Jahren unmittelbar nach der Jahrtausendwende seitens des Deutschen Naturheilbundes, Dachverband der Naturheilvereine, noch ziemlich kritische Stellungnahmen zur Verwendung und Verbreitung von NEM, hat man sich nach meinem Eindruck mehr und mehr von dieser undankbaren Front entfernt. Nennen wir es mal einen Zuwachs an Realismus, auch wenn der Brukersche Idealismus durchaus noch heute bei einer Minderheit Anklang findet. Und es ist ja nicht nur Idealismus, vergessen wir nicht: Die meisten (!) NEM sind überflüssig und schon allein durch die Verbreitung von Illusionen schädlich.

Nahrungsergänzungsmittel heißen so, weil sie die Nahrung ergänzen sollen mit Stoffen, die man eigentlich auch über die Nahrung einnehmen könnte. Sie enthalten zwar bestimmte Stoffe in konzentrierter Form und haben, damit verbunden, (behauptete) gesundheitliche Effekte, dürfen aber keine medizinisch-therapeutische Wirkung aufweisen und auch nicht entsprechend beworben werden. Wenn Sie jetzt „Was? Wie? Versteht das jemand?“ fragen, haben Sie völlig Recht: Darin steckt viel Widerspruch und Paradoxie – und bietet Freiraum, den die Anbieter mehr oder weniger dreist nutzen, um allerlei zu tricksen. Dennoch müssen die Präparate nicht von vorneherein alle schlecht oder sinnlos sein.

Ein typischer Trick besteht darin, dass irgendein mehr oder weniger ominöser Stoff, nehmen wir den Extrakt einer exotischen Beere, z.B. mit Bild oder im Namen des Präparats als die wirksame Zutat angepriesen wird. Darunter stehen dann Schlagzeilen wie: Unterstützt das Immunsystem, schützt vor Infekten. Würde es sich um den reinen Beerenextrakt handeln, dürfte diese Behauptung gar nicht aufgestellt werden. Da der Hersteller aber Vitamin C und Zink in das Präparat gepackt hat, darf er die Health Claims (Gesundheitsversprechen), die an diese beiden bewährten Mikronährstoffe gekoppelt sind, auf das ganze Präparat übertragen. Der Kunde denkt natürlich, die zauberhafte Beere würde ihn schützen, nichts davon ist erwiesen, und die extrem billigen Zutaten Vitamin C und Zink ermöglichen letztlich die Vermarktung des total überteuerten Präparats. Apropos Zutaten: Sie sollten sehr genau hinschauen, wie das Präparat zusammengesetzt ist. Nicht selten finden sich darin problematische Farbstoffe, Konsistenzhilfen oder Süßungsmittel. Ich würde diese Stoffe nicht lebenslang zuführen wollen.

Viele NEM werden so präsentiert, als handele es sich um ein Monopräparat, z.B. Magnesium, dabei finden sich noch allerlei andere Stoffe daran, z.B. auch B-Vitamine – allerdings in einer solch niedrigen Dosierung, dass es für den Organismus vermutlich irrelevant ist. B-Vitamine werden oral (über den Mund, also Verdauungstrakt) schlecht aufgenommen, daher braucht es im Prinzip eine Hochdosis (oder eben eine Injektion bzw. Infusion), um nachweisbare Effekte zu erzielen. Ob das aber sinnvoll ist, sofern man nicht zu einer für Mangel prädestinierten Risikogruppe gehört, da gehen die Meinungen auseinander – und auch die Studien. Es gibt abschreckende Forschungsergebnisse über die negativen Effekte von B-Vitaminen bei Krebspatienten, also bereits Erkrankten. Was dies für (vermeintlich) Gesunde heißt (deren Krebs vielleicht nur noch nicht entdeckt wurde), wissen wir nicht.

Neben den „klassischen“ NEM mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen gibt es ein breites Repertoire an Mitteln mit pflanzlichen „Wirkstoffen“. Viele davon sind eigentlich als Arzneimittel einzuschätzen. Nahrungsergänzungsmittel sind allerdings wie Nahrungsmittel frei verkäuflich und dürfen (!) daher gar nicht wie Medikamente wirken. Daher versuchen die Hersteller einen abenteuerlichen Spagat: einerseits beim Kunden den Eindruck zu erwecken, das Produkt sei wirksam wie ein Medikament, andererseits dennoch den gesetzlichen Bestimmungen für NEM zu entsprechen (weil andernfalls eine dann nötige Arzneimittelzulassung sehr aufwändig wäre). Man kann es nicht oft genug sagen: Es wird getrickst. Aber richtig ist auch: Die Situation ist so komplex, dass man nicht behaupten kann, diese Trickserei sei nur zum Nachteil der Verbraucher.  (Für viele neuere Lebensmittel oder daraus gewonnene Extrakte sowie Kräuter wäre eine Arzneimittelzulassung unrealistisch, weil zu teuer; wären sie nicht als NEM erhältlich, müssten wir darauf verzichten.)

Zum Beispiel Roter Reis Extrakt: Schon vor etlichen Jahren wurde festgestellt, dass der Extrakt aus fermentiertem Rotem Reis effektiv wie Statine (synthetische Cholesterinsenker) wirkt und den Cholesterinspiegel deutlich senkt. Aus dem Geheimtipp wurde ein Beststeller, was Pharmaunternehmen, Forscher und Zulassungsbehörden mit Argwohn betrachten. Es wird behauptet, dass Roter Reis nicht nur ähnlich effektiv wirke, sondern auch, dass die Effekte auf dem gleichen Wirkmechanismus wie bei Statinen beruhen und dementsprechend mit ähnlichen Nebenwirkungsrisiken (z.B. Muskelschwäche) verbunden seien. Entsprechend wurde die erlaubte Höchstdosis für die Roter-Reis-NEM drastisch gesenkt, sondern wären sie als Arzneimittel eingestuft worden. Das ist ein bisschen absurd, weil der Verbraucher problemlos nun eine größere Menge des NEM nehmen kann, um wieder eine de facto arzneiliche Wirkung zu erzielen.

Ein anderes Beispiel wäre Mariendistel-Präparate. Die Pflanze wirkt nachweislich leberschützend und -regenerierend. Es gibt etliche (teure) zugelassene Arzneimittel, aber auch einige Mariendistel-NEM, die sich gewissermaßen unter der Zulassung durchgemogelt haben und ihre Gesundheitsversprechen z.T. an Zusatzstoffe koppeln, was aber nicht heißt, dass diese Präparate z.B. wegen niedriger Dosis unwirksam wären (zumal man ja auch da zwei statt einer Kapsel nehmen kann).

Eine Frage, die man sich bei NEM immer stellen sollte, lautet: „Weshalb und wozu brauche ich das überhaupt?“ Besteht etwa ein Mangel an dem entsprechenden Mikronährstoff? Bei Eisen, Kalzium, Folsäure und (anderen) B-Vitaminen kann je nach Geschlecht, Alter und Lebensweise tatsächlich ein Mangel bestehen, aber einen entsprechenden Verdacht könnte man erst einmal labormäßig überprüfen. Nur bei Risiko für einen Mangel an Vitamin B12 (z.B. durch langjährigen konsequenten Veganismus oder Magen-Darm-Erkrankungen) sollte man gar nicht warten, bis ein Mangel vorliegt, dann sind nämlich oft schon irreparable Schäden eingetreten! Aber die Wirkung der Einnahme sollte dann wieder durch Laborkontrollen überprüft und angepasst werden.

Nicht vergessen möchte ich Omega 3: Diese Fettsäuren sind von weitreichender Wirkung auf allerlei Organsysteme, von Gelenken bis Immunsystem. Dies ist gut belegt, selbst wenn es auch etliche Studien gibt, die die Effekte oder deren Bedeutung in Frage stellen. Ich habe allerdings einen Widerwillen gegen Fischölprodukte (möchte gar nicht wissen, wie die hergestellt werden), zumindest wenn ich sie zeitlebens nehmen soll, und ebenso wenig kann ich mir vorstellen, pflanzliche Produkte auf Algenbasis dauerhaft zu nehmen, sofern sie problematische Zusatzstoffe wie Carrageen enthalten – und die carrageenfreien Präparate sind bisher in der Regel so teuer, dass ich mich zurückhalte.

Jetzt wird es also langsam persönlich … und ich lasse Sie in einem zweiten Teil des Beitrags in meinem Küchenschrank, Abteilung NEM, schauen: Was ich regelmäßig, aber nicht unbedingt täglich einnehme.

> Hier geht es zur Fortsetzung.

Foto: © Bruno auf Pixabay

Nahrungsergänzungsmittel (NEM): Mein persönlicher Umgang damit (Teil 2)

> Hier geht es zum ersten Teil des Textes.

In diesem Teil des Beitrags, der sich zunächst allgemein und grundlegend, dann mit einigen prominenten Nahrungsergänzungsmitteln befasst hat, lasse ich Sie in meinem Küchenschrank, Abteilung NEM, schauen: Was ich regelmäßig, aber nicht täglich nehme.

  • Vitamin C und Zink bei einem akuten Infekt oder auch nur einem Anflug davon. 1000 mg Vitamin C dürfen es dann schon sein. Das Schlimmste, was bei Überdosierung passieren kann, ist etwas dünner Stuhl bzw. Durchfall. Die Wirkung von Vitamin C ist so gut dokumentiert, der einzige Grund, warum es oft nicht ausreichend eingenommen wird, ist vermutlich, dass daran nicht viel verdient werden kann und sich Werbung nicht lohnt.
  • Vitamin D, vor allem im Winterhalbjahr. Vitamin D ist eigentlich kein „Nahrungsergänzungsmittel“, weil man über eine ausgewogene Nahrung unmöglich genug davon aufnehmen kann. Der Körper produziert es im Sommerhalbjahr selbst, wenn wir ausreichend in der Sonne sind. Den Vitamin D-Spiegel sollte man mindestens einmal, besser zweimal im Jahr bestimmen lassen, um die Dosis anzupassen – nach ob oder nach unten.
  • Magnesium: Vermutlich ist Magnesium der Mineralstoff, bei dem i Bevölkerungsquerschnitt am ehesten Mangel besteht. Er hat vielfältige Wirkungen, u.a. aufs Herz, sorgt für Muskelentspannung. Wenn keine besonderen Anlässe (z.B. akute Muskelkrämpfe) vorliegen, nehme ich alle drei bis fünf Tage 250 mg, vorzugsweise Magnesiumcitrat und im Sommer eher häufiger. Eine Überdosierung ist unbedenklich, da überschüssiges Magnesium über den Stuhl ausgeschieden wird bzw. Stuhlgang auslöst.
  • Selen ist das Spurenelement, das bei vielen nicht ausreichend vorhanden ist. Ich nehme es, u.a. um meiner Schilddrüse Gutes zu tun. Da es prinzipiell auch toxisch wirken kann, mache ich immer mal Kuren damit: über 4-8 Wochen 50 Mikrogramm täglich.

Theoretisch könnte man diese Mikronährstoffe alle über ein einzelnes Kombipräparat einnehmen, da spart man sich unnötige Aufnahme von Füllstoffen, vielleicht auch Kosten. Ich würde aber zum einen darauf schauen, was ich mit dem Kombipräparat noch aufnehme, obwohl ich es gar nicht unbedingt möchte (unnötige bis schädliche Zusatzstoffe), und zum andern, ob ich mit den mir besonders wichtigen Nährstoffen auch die erwünschte Dosis erziele (dies ist häufig nicht der Fall).

  • Ich nehme eine Kapsel Roter Reis täglich, obwohl diese mittlerweile aus gesetzlichen Gründen nur noch 3 mg Monacholin enthält (gegenüber vorher 4,5 mg). Wenn ich ein Blutbild machen lasse, sehe ich, ob die Wirkung auf meinen sonst sehr hohen Cholesterinwert auseichend ist. Zur Vorbeugung eventueller Nebenwirkungen (auf die Muskulatur), die man nicht grundsätzlich ausschließen kann – was wirkt, hat auch ein Risiko für Nebenwirkungen –, nehme ich ab und zu ein Q10-Präparat (was auch bei Einnahme von Statinen/Medikamenten zur Cholesterinsenkung empfohlen wird).
  • Ich nehme kurmäßig für 26 oder mehr Wochen im Jahr ein Mariendistelpräparat, da ich seit 15 Jahren Gallensteine habe und – vermutlich aus diesem Grund – eine Tendenz zu erhöhten Leberwerten. Im Blutbild kann ich sehen, ob die Leberwerte aktuell okay sind. Da bei mir eine entsprechende Diagnose vorliegt (Gallensteine), zahlt die Kasse auch die Bestimmung der Leberwerte, ansonsten muss man dafür selbst berappen.
  • Bei Omega 3 bin ich zugegebenermaßen inkonsequent, ich „glaube“ daran, aber ich nehme nichts regelmäßig. Öfter mal Fisch essen (v.a. statt Fleisch, falls Sie Fleischesser sind), immer wieder Leinöl (nicht besonders effektiv, aber doch gesund) und Hanföl ins Essen, mal Algenpulver im Smoothie – und manchmal Fischöl oder veganes Omega 3. Das ist ziemlich vage, aber ich habe auch keine Symptome oder Probleme (z.B. entzündliche Gelenk- oder Darmerkrankung), bei denen ich einen Hochdosiseinnahme für wichtig halten würde. Wäre dem so, würde ich vorher noch den Omega-3-Omega-6-Quotienten im Blut bestimmen lassen, das kostet Geld, ist aber vielleicht gut investiert – und man stochert nicht nur im Nebel.

Vielleicht sagen Sie jetzt: Diese Palette ist langweilig und altbacken. In der Tat, da ist keines der modernen Wundermittel dabei. Davon habe ich schon viele kommen und gehen sehen. Wenn ich früher als Medizinredakteur oder Heilpraktiker von Vertretern auf derartige neu NEM angesprochen wurde, habe ich öfter gesagt: „Ich warte mal noch 20 Jahre, was von den Versprechungen übrigbleibt.“ Das hat sich kaum geändert: Richtig gut belegt ist nur wenig, aber vollmundig beworben wird viel.

Es gibt also ein paar nützliche Stoffe, die unproblematisch sind, weil der Körper bei Überschuss die Ausscheidung erzwingt (Vitamin C, Magnesium), dann gibt es Vitamine, bei denen wir nicht genau wissen, wie gut sie vom individuellen Organismus und je nach Lebensphase verwertet werden, da lohnt sich die Bestimmung der Blutwerte (Vitamin D und Vitamin B12, die Bestimmung ist dabei etwas komplexer). Darüber hinaus kann man auch arzneilich wirksame Stoffe über NEM aufnehmen (obwohl NEM eben nicht arzneilich gedacht sind) und mit den entsprechenden Laborwerten die Effekte kontrollieren (Roter Reis, Mariendistel, Omega 3). Ich habe einen Widerwillen gegen alles, was man nicht überprüfen kann 🙂

Ein bisschen weniger Exotik und Romantik und viel mehr Nüchternheit täte der Thematik gut. Dazu gehört auch, dass man sich klar macht, dass z.B. die meisten Vitaminpräparate (Vitamin D wie auch B-Vitamine) hochindustriell hergestellt sind. Wir können von Glück reden, wenn der Grundstoff bei BASF oder Bayer in Deutschland produziert wurde, vieles kommt längst aus China oder Indien. Chemie ist Chemie, könnte man sagen – aber wollen Sie das ein Leben lang „ergänzen“, um gesund zu bleiben, länger zu leben, fit zu sein und sich wohl zu fühlen? Oder vielleicht doch lieber etwas gesünder leben?

Ich halte wenig von Thesen wie, dass uns die Zivilisationskost krank mache (da würde mich interessieren, wie sich der Vertreter der These selbst ernährt, und zwar ganz konkret), dass wir alle von der Agrarindustrie vergiftet oder trotz vollen Tellern mangelernährt seien – obwohl an all diesen Thesen „irgendetwas“ dran ist, aber nicht genug, um NEM-Einnahme zu begründen. Dass ein gesunder und gesund lebender Mensch durch Einnahme von NEM gesünder wird, das ist eher unwahrscheinlich. Jemand mit nachgewiesenen Erkrankungen dagegen sollte zum Arzt oder Heilpraktiker gehen. Bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder entzündlichen Darmerkrankungen trifft beispielsweise das Argument mit der Mangelernährung schon zu, aber da würde ich mich als Betroffener nicht auf irgendwelche NEMs verlassen, sondern mich vom Arzt oder HP gezielt beraten und behandeln lassen, je nach Ausprägung der Erkrankung durchaus auch mit zugelassenen Medikamenten.

Auf der anderen Seite verfolge ich mit Neugier und Entdeckerfreude, was sich auf dem NEM-Markt tut und betreibe durchaus häufiger „Warenkunde“, meist theoretisch (beschäftige mich mit den Inhaltsstoffen und recherchiere), manchmal aber auch praktisch, d.h. ich probiere immer mal etwas aus. Obwohl ich weiß, dass man bei vielen Präparaten eben nichts Genaues weiß und den Anbieterversprechungen nicht glauben sollte, tue ich gerne mal so, als ob ich mir jetzt für vier oder sechs Wochen etwas extra Gutes tun würde. Also, wenn schon einnehmen, dann den Plazebo-Effekt mitnutzen! Es gibt aber auch die anderen Phasen, wo ich wochenlang gar nichts einnehme, um mich unabhängig zu fühlen – und zu spüren, wie das ist, wenn ich „nur auf die Nahrung“ (und Bewegung und Entspannung), nur auf mein gesundes Leben angewiesen bin und meine Gesundheits-“Sünden“ nicht (vermeintlich) mit Pillen oder Säften ausgleichen kann.

Welche Tipps kann man Laien geben? Zunächst einmal ist es wichtig, ein Präparat überhaupt als Nahrungsergänzungsmittel wahrzunehmen, egal wie verheißungsvoll oder „aggressiv“ es beworben wird. Bedenken Sie auch: Nur weil etwas auf der Verpackung sehr natürlich aussieht, muss es das noch lange nicht sein. Im nächsten Erkenntnisschritt gilt es, die beworbenen Gesundheitsversprechen den Inhaltsstoffen zuzuordnen: Warum soll z.B. ein bestimmtes Präparat „das Immunsystem unterstützen“ (vielleicht weil Vitamin C darin ist)? Danach kann man durchaus nach den einzelnen Stoffen und ihren Wirkungen im Internet recherchieren. Und schließlich ist es nie verkehrt, seinen Arzt (Ärztin) oder Heilpraktiker(in) zu fragen – auch deshalb, weil das NEM Wechselwirkungen mit Medikamenten haben könnte oder bei einer hochdosierten Einnahme (die ja eigentlich nicht zulässig ist) sogar Symptome auftreten können, die sich der Arzt dann gar nicht erklären kann, wenn Sie entsprechende Infos geheim halten.

© Christoph Wagner (HP), Vors. NHV Taunus

Foto: © Leopictures auf Pixabay

Eine Art Psychologie-Lexikon

Nach mehr als 20 Jahren Erfahrungen mit Naturheilkunde und Ganzheitsmedizin widmet sich NHV-Vorsitzender Christoph Wagner seit 2017 mehr und mehr der Psychotherapie in verschiedenen Varianten, nun arbeitet er schon mehrere Jahre in einer Psychosomatischen Klinik. Dies hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich sein „Blöckchen“ wastutdirgut zunehmend in eine Art Psychologie- (und Philosophie-)Lexikon verwandelt. Falls Sie sich für Psychologie interessieren, stöbern Sie doch mal von A wie Achtsamkeit bis Z wie Zuversicht! Auch zu Freiheit, Kommunikation oder Spiritualität werden Sie dort fündig: www.wastutdirgut.de

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Singen und freies Tanzen in Liederbach, zweiwöchentlich ab 08.12.2022

„Nutze die Talente, die Du hast. Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen.“ (Henry van Dyke)

Daniela Bucht, ganzheitliche Physiotherapeutin in Liederbach (Taunus), leitet im evangelischen Gemeindezentrum ebendort zweiwöchentlich das freie Singen an. Sie schreibt dazu:

Singen und freies Tanzen für Jede/Jeden

Wir treffen uns zum Singen von deutschen, englischen und indischen Liedern & Mantren. Jede/r kann sich dazu frei bewegen oder auch einfach den Stimmen und der Musik lauschen. Wie jedem gerade zumute ist. So können wir ganz bei uns selbst ankommen, mal durchatmen und freudig in Gemeinschaft sein.

Wann: meist 14-tägig, Donnerstag von 17.40h – 18.40h

Wo: Evgl. Gemeindezentrum Ritterwiesen 2, Liederbach

Kosten pro Stunde: auf Spendenbasis; empfohlene Spende: 5 Euro

Wenn wir dein Interesse geweckt haben, rufe sehr gerne an, um noch mehr zu erfahren:
0170-9931577 (Daniela Bucht)

Und hier die nächsten Termine: 08.12.2022, 22.12.2022, 12.01.2023, 26.01.2023, 09.02.2023, 23.02.2023, 09.03.2023, 23.02.2023, 13.04.2023, 27.04.2023, 11.05.2023, 25.05.2023

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Bild: © OpenClipArtsVector bei Pixabay

Hagebutte, Marone, Quitte – Schüsse aus der zweiten Reihe?

Warum heißen sekundäre Pflanzenstoffe „sekundär“? Vereinfacht gesagt, lautet die Antwort: weil man sie lange nicht so wichtig nahm, sie standen wirklich in der „zweiten“ Reihe. Heute könnte man mit etwas Fußballwissen sagen: Die Schüsse aus der zweiten Reihe können besonders erfolgreich sein. Die sekundären Pflanzenstoffe sind vermutlich ein Hauptfaktor dafür, dass eine gesunde Küche die Apotheke ersetzt. Nun würde sich hier etwa ein Loblied auf Kohlgewächse anbieten. Da aber viele Verbraucher keinen Zugang mehr zu diesen gesunden Lebensmitteln haben und wir hier „die Kirche nicht leer predigen wollen“, stellen wir ihnen drei andere jahreszeitliche Früchte vor, die sie vielleicht selbst beim Gang durch die Natur entdecken und ernten können: Hagebutte, Marone und Quitte.

Hagebutte: Hagebuttenmus ist für manche einige Delikatesse, und wenige bereiten ihn heute noch selbst zu. Erst in den letzten 20 Jahren sind die schmerz- und entzündungshemmenden Eigenschaften der Hagebutte mehr untersucht worden. Neben Vitamin C, A, B1 und B2 enthält sie auch Farb- und Gerbstoffe sowie weitere sekundäre Pflanzenstoffe, die nicht nur gut fürs Immunsystem und den Schutz der Schleimhäute sind, sondern auch eine entzündungshemmende oder gar regenerierende Wirkung auf Gelenke bzw. Knorpel haben können.

Esskastanie: Maronen enthalten Gerbstoffe wie Tannin, die keim- und entzündungshemmend wirken und möglicherweise auch eine krebsvorbeugende Wirkung haben, aber auch „Phytohormone“ wie Lignane, die u.a. zur Hautgesundheit beitragen, sowie Antioxidantien. Hildegard von Bingen empfahl die Esskastanie als allgemeines ein Stärkungsmittel, z.B. in der Rekonvaleszenz (Erholungsphase), außerdem gegen Gicht und Kopfschmerzen. In der Hildegard-Küche ist die Marone zentral – neben Dinkel und Fenchel das dritte Lebensmittel, das heilkundige Äbtissin uneingeschränkt empfahl.

Quitte: Wegen ihres Gehalts an Pektin wird die Quitte traditionell bei Magen- und Darmbeschwerden zur Beruhigung eingesetzt. Quitten enthalten nicht nur Vitamin C und zahlreiche Mineralstoffe wie Kalium und Zink, sondern auch das Spurenelement Mangan und den sekundären Pflanzenstoff Quercetin. Beide finden sich heute in einigen hochgelobten bzw. angepriesenen Nahrungsergänzungsmitteln – dabei wird beiden Stoffen manchmal fast zu viel angedichtet, denn letztlich wirken nicht einzelne Stoffe, sondern Gesundheit ist, nochmal im Fußballjargon, das Werk der ganzen Mannschaft.

Viel Spaß beim Entdecken von neuem Wissen und alten Rezepten!

 

Foto: © armennano auf Pixabay

Text: © Christoph Wagner

Eine Langfassung dieses Beitrags finden Sie auf der Website wastutdirgut.de

Heilung mit Wasser – zeitlos aktuell

Wie wäre es mit einem erfrischenden Fußbad beim nächsten Waldspaziergang? Oder denken Sie: „Was nichts kostet ist nichts wert?“ Ein bisschen zugespitzt könnte man sagen: In der Naturheilkunde ist es genau andersrum – 95 % der Naturheilkunde sind gratis, es geht um Eigenaktivität (Bewegung, Ernährung, Entspannung, frische Luft, Sonne, Wasser …) und sind sehr wertvoll oder sagen wir es neudeutsch: effektiv. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien zur Wirksamkeit der einfachsten Naturheilverfahren. Die Frage ist, wer es umsetzt: Wir sind gefragt!

Vincenz Prießnitz (1799 bis 1851) wird als „Vater der Naturheilkunde“ bezeichnet. Vor 200 Jahren, im Frühjahr 1822, begann er sein Elternhaus umzubauen, um darin mehr Platz zu haben, die Menschen zu behandeln, die seit ein paar Jahren zu dem damals erst 23-jährigen „Wasserdoktor“ pilgerten. Ursprünglich begann Prießnitz mit kaltem Wasser zu heilen. Durch die Erfahrungen mit 40.000 Patienten nahm er nach und nach die Ernährung, ausreichende Bewegung und ein bewusstes Leben in seine ganzheitliche Therapie mit auf und legte damit den Grundstein für die neuzeitliche Naturheilkunde. Seine unmittelbaren Nachfolger gründeten die ersten Naturheilvereine und ein paar Jahrzehnte später auch den Dachverband: Deutscher Naturheilbund.

Endlich, oder besser gesagt rechtzeitig zum Jubiläumsjahr, ist es dem Naturheilbund im mühevoller Kleinarbeit gelungen, zahlreiche Schätze der Vergangenheit zu digitalisieren und online als Archiv der Naturheilkunde zur Verfügung zu stellen.

Online-Kurzvorträge (30 Min) von profilierten Referent*innen aus dem Dachverband der Naturheilvereine werden derzeit einmal im Monat zu aktuellen Themen angeboten. Der Vortrag im Mai befasst sich mit Schadstoffen im Wasser.

Im Herbst wird es zum Thema Wasser eine Reihe von Veranstaltungen rund um den von den Naturheilvereinen und dem Naturheilbund organisierten „Tag der Naturheilkunde“ geben. Außerdem Anfang Oktober eine Reise zu den Ursprüngen der Naturheilkunde ins Prießnitz Kur- und Heilbad Jesenik auf dem Gräfenberg (Tschechien). Vielleicht wäre das auch für Sie eine schöne Exkursion? Ansonsten: Stöbern Sie gerne einmal auf der Seite des Naturheilbundes, dort finden Sie auch viele naturheilkundliche Tipps und Ratschläge. Gratis 🙂

PS. Vielleicht interessieren Sie sich mehr für die innerliche „Anwendung“ von Wasser. Dazu finden Sie einen kurzen Artikel im Blog des NHV-Vorsitzenden Christoph Wagner: Welches Wasser wollen wir trinken? 

 

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Impfpflicht oder: Wie die Ethik abhanden kam

Ethik ist ein anderes Wort für Moralphilosophie. Es geht um Fragen nach dem richtigen Handeln, nach gut oder schlecht oder sogar gut und böse. Ein riesiges Feld. Nun haben wir seit rund 21 Jahren einen Deutschen Ethikrat, die ersten Jahre hieß er Nationaler Ethikrat, der sich interessanterweise fast ausschließlich mit ethischen Fragen der Medizin befasst. Seine Mitglieder werden zur Hälfte von der Bundesregierung, zur Hälfte vom Bundestag bestellt, sein Status gilt als „unabhängig“, was auch immer das sein soll.

Böse Zungen argwöhnten von Beginn an, dass das Gremium dazu da sei, den unstillbaren Hunger des medizinisch-pharmazeutischen Komplexes nach neuen Geschäftsfeldern vor allem in der Biotechnologie in ein sozialverträgliches Licht zu tauchen, es also im Sinne des Gemeinwohls erscheinen zu lassen, wenn Deutschland nicht vom internationalen marktgetriebenen Biotech-Fortschritt abgehängt wird.

So schlimm schien es dann aber viele Jahre nicht, was der DER ablieferte, das Themenspektrum war breiter und die Empfehlungen oft differenzierter als von Kritikern befürchtet. Doch mit den Empfehlungen zur Corona-Impfpflicht hat der DER seine Unschuld verloren, sämtliche Erkenntnisse zur Wirksamkeit bzw. Nicht-Wirksamkeit der Impfung in wesentlichen Punkten, die eine Impfpflicht rechtfertigen könnten, willentlich ignoriert und ist einer Funktion angekommen, die mit Ethik nichts zu tun hat: Handlanger der Entmündigung.

Lesen Sie die zweiteilige Analyse „Wie die Ethik beim Ethikrat abhanden kam“ von NHV-Vorsitzender Christoph Wagner: https://wastutdirgut.de/e-wie-ethikrat-teil-i/

 

Illustration: (C) Pixabay

Deutscher Naturheilbund positioniert sich gegen Covid-Impfpflicht

Jede und jeder kann sich impfen lassen. Impfangebote sind ausreichend vorhanden und hinreichend bekannt. Niemand muss sich rechtfertigen, der sich auf diese Weise schützen möchte. Niemand sollte aber auch so tun, als bedürfe es noch mehr an offizieller „Aufklärung“ (also massive Werbung verbunden mit Erpressung) bezüglich der Impfung.

Überlassen wir die Impfentscheidung den mündigen Patient*innen bzw. Bürger*innen! Wehren wir uns gegen weiteren Impfzwang (z.B. mittels 2G als Zutrittsbedingung etwa zum Studium oder zur Ausbildung). Widersprechen wir der Impfpflicht für Heilberufe. Es gibt mittlerweile offenkundig keinerlei „solidarische“ Gründe für die Impfung, wenn diese keine sterile Immunität erzeugt, wenn Geimpfte ebenfalls sich und andere anstecken, auch krank werden, und wenn das Ziel „Herdenimmunität“ oder neudeutsch „Gemeinschaftsschutz“ völlig utopisch ist. Treten wir einer Kampagne entgegen, die dem Motto folgt: „Je weniger sich die Impfung als effektiv erweist, desto mehr Menschen müssen dazu gezwungen werden.“ Schützen wir die Menschenwürde und das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Viele der ungeimpften Angehörigen nicht-ärztlicher Heilberufe (Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, Psychotherapeut*innen, Physiotherapeut*innen, Hebammen und nicht zuletzt Heilpraktiker*innen) fühlen sich derzeit von ihren Verbänden und Institutionen im Stich gelassen, denn diese schweigen immer noch zu Impfzwang und Impfpflicht. Ähnlich sind viele Mitglieder in naturheilkundlichen Institutionen und Leser*innen entsprechender Publikationen enttäuscht über die mangelnde Aufklärung aus naturheilkundlicher und ganzheitsmedizinscher Sicht.

Ich freue mich umso mehr, dass sich der Deutsche Naturheilbund (DNB), Dachverband der Naturheilvereine, klar gegen eine Impfpflicht positioniert hat. Die älteste europäische Vereinigung für Naturheilkunde vertritt Laien, Berater und Therapeuten. Hier geht’s zur DNB-Stellungnahme.

Erfreulicherweise steht der DNB nicht ganz allein, so hat auch die Gesellschaft für Gesundheitsberatung (GGB) klar Stellung bezogen gegen Impfzwang und Impfpflicht.

Die wichtigsten Argumente gegen die Impfpflicht finden Sie ganz kurz und knackig bei den Ärztinnen und Ärzten für individuelle Impfentscheidung.

Bitte helfen Sie mit, diese Positionen und Argumente zu verbreiten!

Vielen Dank!

Mit besten Grüßen

Christoph Wagner, 1. Vors. Naturheilverein Taunus

 

Illustration: © Wilfried Pohnke auf Pixabay

Tipp des Monats: Es gibt keine Fehler … Raus aus dem Schwarz-Weiß-Denken!

„Es gibt keine Fehler, nur Variationen.“ Ein bisschen Ähnlichkeit hat dieses geflügelte Wort mit dem eher herbstlichen Motto: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.“ Beide scheinen nicht ganz ernst, aber auch nicht nur als Spaß gemeint. Vielleicht könnte man sie auch als Herausforderung verstehen, aus dem Schwarz-Weiß-Denken von richtig und falsch oder gut und schlecht herauszutreten, jedenfalls die Sache etwas entspannter zu betrachten.

Ich habe das schöne Motto „Es gibt keine Fehler, nur Variationen“ zunächst beim Heilsamen Singen kennen gelernt, und in diesem Kontext verwende ich es selbst immer wieder. Es steht für die Einladung, sich vom Leistungszwang freizumachen: Es beinhaltet das Versprechen von mehr Spaß und Lebensfreude durch weniger Bewertung.

Das Motto trifft auf viele weitere Lebensbereiche und auf die Lebenskunst zu. Aus ihm sprechen Wohlwollen und Güte, wenn es darum geht, etwas anders zu machen oder etwas ganz Neues zu wagen. Wann immer etwas passiert, was unseren Wünschen oder Idealvorstellungen widerspricht oder auch nur unseren Perfektionismus stört, könnten wir uns fragen: „War’s wirklich ein Fehler oder eher eine Variation?“

Sicher, Fehler gibt es – trotz des schönen Wahlspruchs. Manchmal sind sie für etwas gut: Wir lernen etwas aus dem Fehler. Oder die Leidtragenden unseres Fehlers lernen etwas. Manchmal lässt sich zwar beim besten Willen nicht erkennen, wofür ein Fehler gut gewesen sein soll. Doch selbst dann ist er immer noch für eines gut: Uns und unser Umfeld daran zu erinnern, wie wichtig eine menschliche Fehlerkultur ist!

Gerade wenn ein Fehler total bedauerlich, tragisch, ärgerlich, gravierend und natürlich komplett „unnötig“ ist, geht es um die Frage: Wer darf bei uns (wann) (welchen) Fehler machen? Wie gehen wir damit um? Gotthold Ephraim Lessing, Vordenker in Sachen Toleranz, hat es einmal so formuliert: „Fehler schließen Vorsatz und Tücke aus; daher müssen alle Fehler Allen zu verzeihen sein.“

Das mutige Ausprobieren mit dem Risiko, Fehler zu machen, scheint mir besser, als Fehler partout vermeiden zu wollen. Ich habe schon öfters gelesen, dass Menschen am Lebensende eben das zu den größten „Fehlern“ zählen, was sie unterlassen, was sie sich nicht getraut haben.

Nach meiner Erfahrung sind die meisten Handlungen (oder auch Nicht-Handlungen), die später als Fehler klassifiziert werden, ohnehin mit einer gewissen Notwendigkeit geschehen: Eigentlich hatten wir wichtige Gründe, uns genau so zu entscheiden, oder aber wir hatten (scheinbar) gar nichts zu entscheiden, wir hatten keine Wahl. Hinterher ist man immer klüger, aber vermutlich geht es dabei eher selten um Fehler, sondern um Variationen auf unserem Lebensweg – und wie be- oder abwertend wir damit und mit uns selbst umgehen, das scheint mir maßgeblich dafür, ob unser Leben besser wird.

Ich wünsche Ihnen viel Glück und Gelassenheit!

Text: © Christoph Wagner, Philosoph und Heilpraktiker (wastutdirgut.de), 1. Vors. NHV Taunus

Foto: © Bild von Steve Buissinne auf Pixabay